“Was mich nicht umbringt, macht mich stärker” hat einst der Philosoph Friedrich Nietzsche geschrieben. Menschen gehen in der Tat aus Krisen häufig gestärkt hervor. Aber gilt das auch im Trauerfall? Viele Hinterbliebene berichten, dass sie am Verlust und den zu erfüllenden Aufgaben persönlich gereift sind. Sie haben das Gefühl, dass sich ihre Persönlichkeit positiv entwickelt hat und sie innerlich gewachsen sind.
Nichts spricht dagegen, dass Menschen sich nach einem Trauerfall positiv verändern. Wenn Trauernde persönlich reifen, ist das Folge der eigenen Bewältigungsbemühungen, nicht des erlittenen Verlustes. “Wer Trauer als Entwicklungsaufgabe begreift, hat gute Chancen, persönlich daran zu reifen”, sagt die Diplompsychologin Hildegard Willmann. Sie fungiert als Beiratsmitglied des Trauerportals gute-trauer.de, das von der Verbraucherinitiative Aeternitas unterstützt wird.
Trauernde sollten sich eine “notwendige” persönliche Reifung jedoch auf keinen Fall einreden oder auferlegen (lassen), warnt Willmann. Eine “Tyrannei des positiven Denkens” werde dem Einzelfall nicht gerecht und setze Trauernde zusätzlich unter Druck. Zu Recht erleben Hinterbliebene “Denk-positiv”-Ratschläge häufig als Zumutung, auch wenn sie gut gemeint sind. “Hilfreich sind das wertschätzende und nicht-wertende Zuhören und das Anerkennen des Schmerzes und der Schwierigkeiten”, rät Willmann. Trauernden hilft es häufig auch, wenn Außenstehende wahrgenommene positive Veränderungen ansprechen, darauf eingehen und die Trauernden bestärken. +++